Mein Weg ins RF-System

Von der Canon EOS Canon EOS 5D Mark IV zur spiegellosen Revolution.

Es war ein strahlender Sommertag, als ich die Hochzeit im Schloss Schwerin fotografierte. Die goldenen Türme des Schlosses spiegelten sich im klaren Wasser des Schlossgartens, und die Gärten waren ein Meer aus Farben – Rosen, Lavendel und Dahlien in voller Blüte. Die Braut, in einem schimmernden weißen Kleid, schritt durch die majestätischen Alleen, während die Sonne durch das Laub tanzte. Meine Canon EOS 5D Mark IV war wie immer bereit, jeden kostbaren Moment einzufangen. Ich war in meinem Element, spielte mit Licht und Schatten, komponierte Bilder, die die Schönheit dieses Tages für immer bewahren sollten.

Doch während ich durch den Sucher meiner Kamera blickte, kam ein Gedanke auf, der mich in den letzten Monaten immer wieder heimsuchte: „Wäre es mit einer spiegellosen Kamera einfacher?“ Das Gewicht meiner 5D und der Objektive machte sich bemerkbar, besonders nach Stunden des Fotografierens. Und dann war da der technische Aspekt – der Augenautofokus, der elektronische Sucher, die Vielseitigkeit der neuen RF-Objektive. War ich bereit, meine treue 5D für diese neuen Technologien aufzugeben?

Spiegellose Kameras – sie waren überall. In Foren, auf YouTube, bei Kollegen, die schwärmten, wie leicht ihre Ausrüstung geworden sei und wie revolutionär der elektronische Sucher wäre. Aber für mich war die 5D mehr als nur ein Werkzeug. Sie war Teil meiner Identität als Fotograf. Ihre Robustheit und die vertrauten Handgriffe hatten mich nie im Stich gelassen. Wäre ein Wechsel zum neuen Canon RF-System wirklich ein Fortschritt? Oder würde ich eine perfekt funktionierende Beziehung zu meiner Kamera leichtfertig aufs Spiel setzen?

Der erste Zweifel

Es war eine dieser Traumhochzeiten, die einen den ganzen Tag auf Trab halten. Das Setting war ein rustikales Herrenhaus mit einem weitläufigen Garten voller alter Eichen und blühender Hortensien. Ich hatte zwei Kamerabodys dabei: meine 5D Mark IV mit dem 70-200mm f/2.8 L und die kleinere 6D mit dem 35mm f/1.4, bereit für die intimeren Momente. Es war perfekt geplant, doch irgendwann begann ich, das Gewicht zu spüren.

Während der Trauung im Freien wechselte ich zwischen den beiden Kameras. Mit der 5D hielt ich die tränenreichen Blicke aus der Ferne fest, während ich mit der 6D die Details – Ringe, Hände, Emotionen – einfing. Doch nach drei Stunden ununterbrochenen Fotografierens schmerzten meine Schultern und Handgelenke. Als die Gäste zum Empfang wechselten, setzte ich mich für einen Moment in den Schatten und ließ die Kameras neben mir liegen. Zum ersten Mal dachte ich ernsthaft: „Geht das nicht auch leichter?“

Später, beim Fotografieren des ersten Tanzes, war die Frage wieder da. Die 5D war ein Arbeitstier, kein Zweifel, aber sie war auch sperrig und verlangte mir an Tagen wie diesen alles ab. Was, wenn ich etwas leichteres, moderneres hätte? Kameras, die mich unterstützen, statt mich zu belasten?

In der ruhigen Nacht nach der Hochzeit, während ich die Bilder sichtete, grübelte ich weiter. Die 5D hatte mich nie im Stich gelassen, doch das Versprechen spiegelloser Kameras lockte: elektronische Sucher, schnellere Autofokus-Systeme, weniger Gewicht. Doch würde ein Wechsel all die Probleme lösen, oder würde ich am Ende mehr Kompromisse eingehen, als ich wollte?

Der erste Schritt

Nach Wochen des Grübelns und zahlloser Stunden, in denen ich Testberichte und Videos studierte, fasste ich einen Entschluss: Ich würde es versuchen. Aber vorsichtig. Die Canon EOS R erschien mir als guter Kompromiss. Sie war kein Spitzenmodell, aber ein idealer Einstieg, um das spiegellose System kennenzulernen, ohne direkt alles aufzugeben.

Ich erinnere mich noch an den Moment, als ich das erste Mal durch den elektronischen Sucher blickte. Es war, als hätte ich eine neue Dimension betreten. Plötzlich war alles direkt sichtbar – Belichtung, Tiefenschärfe, Farbkorrekturen – in Echtzeit. Kein Rätselraten mehr. Der Augenautofokus war beeindruckend, selbst bei Landschaften, wenn ich präzise Details in den Vordergrund setzen wollte. Ich fühlte mich wie ein Kind, das ein neues Spielzeug entdeckt hatte, und verbrachte Stunden damit, die Möglichkeiten der Kamera zu erkunden.

Doch die Skepsis wich nicht ganz. Ich fotografierte weiterhin mit meinen geliebten EF-Linsen über den Adapter. Es funktionierte einwandfrei, aber ich fragte mich, ob ich das volle Potenzial der neuen Kamera nutzte. Und dann war da noch die Frage nach den Kosten. RF-Objektive waren selten und teuer, und die Auswahl – besonders bei den hochgeschätzten L-Linsen – ließ zu wünschen übrig.

Die langsame Transformation

Der Übergang war ein Prozess. Ich behielt zunächst meine EF-Objektive, denn sie hatten mir all die Jahre treue Dienste geleistet. Doch Stück für Stück begann ich, meine Sammlung zu erneuern. Der erste große Schritt war das RF 24-70mm f/2.8 L. Die Schärfe und der Autofokus waren eine Offenbarung. Zum ersten Mal spürte ich, dass das RF-System nicht nur ein Trend, sondern ein echter Fortschritt war.

Eine meiner eindrucksvollsten Reisen mit der neuen Linse führte mich an die raue Küste Schottlands. Die Wellen krachten gegen die  Klippen, während der Himmel in dramatischen Wolken hing. Mit der EOS R und dem RF-Objektiv konnte ich Details einfangen, die mir vorher entgangen waren. Die Klarheit, die Farben – alles schien lebendiger.

Dennoch gab es auch schwierige Entscheidungen. Als ich mein geliebtes EF 70-200mm L gegen die RF-Version tauschte, fühlte es sich an, als würde ich einen alten Freund verabschieden. Doch die RF-Version war leichter, kompakter und bot eine Leistung, die mich jedes Mal aufs Neue beeindruckte. Gleichzeitig brachte Canon immer mehr erschwingliche RF-Objektive auf den Markt, was den Übergang erleichterte. Heute gibt es für fast jeden Bedarf eine passende Option, ohne dass man ein Vermögen ausgeben muss.

Der neue Alltag

Jetzt, Jahre später, hat sich mein fotografisches Feld komplett verändert. Neben meiner neuen Leidenschaft, YouTube-Videos zu erstellen und dort mein jahrelanges Wissen über Fotografie zu teilen, biete ich mittlerweile auch Workshops und Fotoreisen an. Diese Reisen führen mich und meine Teilnehmer an atemberaubende Orte, von Madeira, den Azoren, Kolumbien und auch einheimischen Locations wie der Sächsischen Schweiz.

Die neuen Kameras sind dabei meine ständigen Begleiter und haben sich als unverzichtbare Werkzeuge erwiesen. Die Canon R5 Mark II liefert die beeindruckende Bildqualität, die ich benötige, um meinen Kunden die besten Ergebnisse zu garantieren. Die R7 ist ein kraftvolles APS-C-Tool, das vor allem bei Wildlife-Exkursionen ihre Stärke zeigt. Und meine EOS R ist immer noch ein verlässlicher Partner, besonders für kompaktere Einsätze.

Mittlerweile habe ich alle meine EF-Linsen gegen RF-Linsen getauscht. Dabei hat sich mein Schwerpunkt auf Weitwinkel wie das RF 15-35mm und Teleobjektive wie das günstige, aber ausgezeichnete RF 100-400mm verlagert. Diese Kombination gibt mir die Flexibilität, die ich für meine Projekte benötige, sei es bei atemberaubenden Landschaften oder detaillierten Wildlife-Aufnahmen.

Die Kombination aus meiner Arbeit mit der Kamera und der Möglichkeit, mein Wissen zu teilen, erfüllt mich mit einer neuen Art von Zufriedenheit. Der Wechsel zum RF-System war nicht nur ein technischer Fortschritt, sondern der Beginn eines neuen Kapitels in meinem Leben. Es hat mir ermöglicht, mich nicht nur als Fotograf, sondern auch als Mentor und Geschichtenerzähler weiterzuentwickeln. Und ich freue mich auf die unzähligen Abenteuer, die noch vor mir liegen.Ich habe gelernt, dass Veränderung manchmal nötig ist, um zu wachsen. Der Übergang zum RF-System hat mir nicht nur neue technische Möglichkeiten eröffnet, sondern auch meine Liebe zur Fotografie neu entfacht. Die Technik hat sich weiterentwickelt, aber die Essenz bleibt: Momente festzuhalten, die die Welt für einen Augenblick stillstehen lassen.

Wenn ich heute auf meine Kameras blicke – die R, die R5 Mark II und die R7 – dann weiß ich, dass jede von ihnen eine Geschichte erzählt. Eine Geschichte des Wandels, des Lernens und des Vertrauens in den Fortschritt. Und ich kann es kaum erwarten, welche Geschichten ich mit ihnen noch schreiben werde.


 

 

 

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